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Seine Heiligkeit Drikung Kyabgon Chungtsang

 

S. H. Drikung Kyabgon Chungtsang , der 36. Thronhalter der Drikung-Kagyü-Linie und die 8. Reinkarnation von Chungtsang Rinpoche, ist eine Manifestation von Manjushri.

S. H. Drikung Kyabgon Chungtsang, Tenzin Chokyi Nangwa, wurde im Wasser-Pferd-Jahr 1942 in Lokha als jüngster von fünf Söhnen der bekannten Adelsfamilie Lhagyari geboren. Sein Vater war Trichen Kelsang Nyendrak und seine Mutter Rigzin Chodzom. Die Lhagyari-Familie ist eine der ältesten aristokratischen Familien Tibets, die bis zur königlichen Dynastie zurückreicht; der Familienzweig wird Dewa Lhagyari Trichen genannt.

Nach dem frühen Tod des 7. Chungtsang Rinpoche, Tenzin Chökyi Jungne (1909–1940), wurde der jüngste Sohn der Lhagyari-Familie 1946 als Reinkarnation von Chungtsang Rinpoche wiedererkannt und im Kloster Drikung Thil inthronisiert. Es hatte viele Zeichen, Vorhersagen und Orakel-Konsultationen gegeben, die seine Wiedergeburt bestätigten. Gyabra Tritsab hatte am Lhamo Latse See eine Vision, die dann durch weitere Prophezeiungen von S. H. dem 16. Karmapa und S. H. Taklung Matrul bekräftigt wurde. Auch die tibetische Regierung beglaubigte die Wiedergeburt und Chungtsang bestand den traditionellen Test, die Wiedererkennung von religiösen Dingen, die zu seiner früheren Inkarnation gehörten.

Im Alter von acht Jahren begann er zu schreiben, zu lesen, Texte zu memorieren und religiöse Rituale auszuführen. Sein wichtigster spiritueller Lehrer (Yongzin) war zunächst Gar Khensur Tsangyang Norbu Rinpoche. Von 1955 an waren es Tritsab Rinpoche und Ayang Thubten Rinpoche. S. H. Drikung Kyabgon Chungtsang erhielt Übertragungen, Einweihungen und Belehrungen der Kagyü-Tradition und der Drikung-Tradition, ins besondere von Tritsab Gyabra, Ayang Thubten, Lho Bongtrul Rinpoche und anderen hohen Lamas.

Nach dem tibetischen Aufstand von 1959 musste Chungtsang Rinpoche öffentliche Schauprozesse durch die Kommunisten über sich ergehen lassen, und zwar in der Nyima Changra Shedra, wo die chinesische Armee ihr Hauptquartier in der Region bezogen hatte. Er wurde schwer misshandelt und im Dezember 1959 ins Gefängnis gesperrt. Chungtsang Rinpoche blieb 23 Jahre in Haft, bis 1982. Vor allem während der chinesischen Kulturrevolution musste er Zwangsarbeit leisten. Damals wurde er in das berüchtigte Gefängnis Kongpo Ningtri verlegt. Dort hatte er im Wald Bäume zu fällen. Eines Tages wurde er von einem herabstürzenden Baum schwer verletzt und es heißt, dass er nur deshalb überlebte, weil er der Kyabgon Rinpoche war.

Schließlich wurde er – im Zuge der politischen Liberalisierung Chinas im Jahr 1983 – aus dem Gefängnis entlassen. Anschließend wurde ihm eine führende Position im „Amt für religiöse Angelegenheiten der Autonomen Region Tibet“ übertragen.

1985 durfte Chungtsang Rinpoche zum ersten Mal nach Indien reisen und dort seine Brüder, die das Land verlassen hatten, wiedersehen. Er besuchte auch die Drikung-Klöster in Ladakh und traf – nach 26 Jahren – Chetsang Rinpoche wieder. 1992 durfte er ein zweites Mal ausreisen; er kam zur Eröffnung des Drikung-Kagyü-Instituts im Kloster Jangchub Ling in Dehradun. Da es ein Affenjahr war, gab er zusammen mit Chetsang Rinpoche die traditionellen Affenjahr-Belehrungen. Für die Drikungpas waren Sonne und Mond wieder vereint.

Zu jener Zeit wurde er zum stellvertretenden Geschäftsführer des „Büros für religiöse Angelegenheiten“ in Lhasa befördert. Am 21. Mai 2015 wurde er zum Vizepräsidenten der „Buddhist Association of China“ ernannt.